Udo sagt:
“Ich bin Mensch. Für die meisten bin ich aber der Contergangeschädigte. Der Conti. Die Öffentlichkeit sieht mich als armes Schwein. Weil Rollstuhl.“
Alle Beschreibungen zu Udo liegen auch als Audiodeskription vor. Diese Audiodeskription kannst du hier anhören.
“Ich bin Mensch. Für die meisten bin ich aber der Contergangeschädigte. Der Conti. Die Öffentlichkeit sieht mich als armes Schwein. Weil Rollstuhl.“
Udo ist ein fröhlicher und optimistischer Mensch. Bei ihm ist das Glas halb voll, nicht halb leer. Er entwickelt gerne kreative Ideen, die er nachhaltig umsetzen möchte. Oft gelingt es ihm, Andere für seine Ideen zu begeistern.
Udo ist in vielen Vorständen aktiv, war 30 Jahre selbstständiger Grafiker und vorher Verlagskaufmann in einem Verlag. Früher hatte er immer wieder das Gefühl, dass ihn seine Kolleg*innen nicht ernst nehmen. Er erklärte seine Ideen und gab klare Anweisungen zur Umsetzung. Oft sah das Ergebnis jedoch anders aus. Früher hat er selbst die Entscheidungen seiner Chefs nie angezweifelt. Seine Entscheidungen hingegen wurden fast immer angezweifelt und Anweisungen umgangen. Wenn er den Sachverhalt in einem Gespräch angesprochen hat, gab es oft kein Verständnis. Seine Kritik stieß auf ihre Gefühle der Beleidigung und es gab daher keinerlei Aufstiegschancen.
Udo fühlt sich immer in eine Sonderrolle gesteckt. Er wird drauf reduziert, Contergangeschädigter zu sein. Regelmäßig sagen fremde Menschen zu Udo: „Euch müsste man doch vergasen oder wegschließen!”. Er überlegt sich oft, ob er bereit ist, das Haus zu verlassen. Da geht es nicht um seine Frisur. Da geht es darum, dass er sich auf eine Showbühne begibt. Und er weiß nie, was aufgeführt wird. Es könnten blöde Bemerkungen an jeder Ecke lauern oder aber nette Gespräche mit Bekannten. Spontan können seine Frau und er nie etwas unternehmen. Sie müssen Aspekte der Barrierefreiheit bei allen Orten vorab abklären und oft nachprüfen. Heiraten im schönen Saal, wo alle Paare heiraten, ging auch nicht. Im Restaurant stoßen sie auf mitleidige Blicke, wenn der niedrige Tisch trotz Reservierung nicht frei ist. Ein inklusives Aha-Erlebnis hatte er in der Schule: Aufgrund fehlender Barrierefreiheit wollte ein Lehrer ihn nicht mit auf Klassenfahrt nehmen. Die Klasse hat protestiert und wäre nicht ohne ihn gefahren.
Udo ist sehr behütet aufgewachsen. Vor der Regelschule ging er auf eine vermeintliche Sonderschule und befand sich so lange in einem Schonraum. Später hat er eine Ausbildung als Verlagskaufmann und Grafiker gemacht.
„99 % aller Konflikte entstehen aus Neid und Missgunst. Ich wünsche mir, dass wir alle einfach mal achtsamer sind. Wir sollten die Gefühle anderer Menschen respektieren und sie ausreden lassen.“