Darstellung

Profil von Tiemo

Alle Beschreibungen zu Tiemo liegen auch als Audiodeskription vor. Diese Audiodeskription kannst du hier anhören.

Ein älterer Herr mit bayrischer Jacke lächelt freundlich in die Kamera. Auf seinem Schild steht: Tiemo, Familienmensch, Wissenschaftlicher Humangenetiker, Legastheniker

Tiemo sagt:

“In der Humangenetik lernt man sehr früh, sich für andere einzusetzen. Wir haben einen anderen Umgang mit Patient*innen gelernt!“

Über Tiemo

Tiemo setzt sich gerne für andere Menschen ein. Gerechtigkeit und Toleranz sind ihm wichtig. Er ist Familienmensch mit sechs Kindern und 14 Enkelkindern. Er wusste erst, dass er Legastheniker ist, als bei drei seiner Kinder Legasthenie festgestellt wurde.

Früher „gab“ es Legasthenie nicht. Man sagte, er sei einseitig begabt. Seine Mutter hat ihm nachmittags Lesen und Schreiben beigebracht. Unverständnis für den Umgang mit Legasthenie findet man immer noch überall. Allgemein werden Menschen mit Legasthenie als dumm und faul angesehen. Dagegen muss man ankämpfen. Und Tiemo hat für seine Kinder bei Ämtern und vor Gerichten viel gekämpft: 10 Jahre lang. Jedes Schuljahr musste er erneut Eingliederungshilfe einklagen. Er hat alle Prozesse gewonnen. Seine Kinder waren dann auf einem speziellen Internat und hatten während der Schul- und Studienzeit einen anerkannten Grad der Behinderung von 50 %. Als einer seiner Söhne im Medizinstudium bei einer schriftlichen Prüfung einen Nachteilsausgleich verlangte, hat das Prüfungsamt dies abgelehnt. Es hieß: „Ein Arzt kann nicht behindert sein und muss schnell lesen können.“ Wie gesagt: Tiemo hat alle Prozesse gewonnen. Es gibt jetzt ein Musterurteil, das - nach seinem Sohn - auch anderen Student*innen mit Behinderung geholfen hat und hilft.

Tiemo fühlte die Verpflichtung, auch etwas für andere Betroffene zu tun. Die Universität war dafür der ideale Ort. Er hat sich als Humangenetiker viel mit Legasthenie beschäftigt, denn Legasthenie hat einen hohen genetischen Anteil. Sein Gebiet ist die formale Genetik, da geht es nur um Mathematik. Bei Veröffentlichungen arbeitete er im Team. Kolleg*innen schrieben dann oft die Texte. Trotz Rechtschreibprogrammen passieren ihm einige Schreibfehler. Zu Hause muss er seine Frau bitten, wichtige Texte zu korrigieren.

Tiemo ist Facharzt und Professor für Humangenetik im Ruhestand. Er hat sich ehrenamtlich in der Selbsthilfe engagiert. Zudem hat er eine Akademie für Humangenetik gegründet, um andere Fachärzt*innen weiterzubilden.

 

Ein älterer Herr steht und schmunzelt souverän, er blickt in die Ferne.

„Unwissenheit, Ablehnung und Missverständnisse sind gerade bei einer nicht-sichtbaren Behinderung gewaltig. Es braucht daher mehr Aufklärung!“