Natalie sagt:
„Ich habe Gleichberechtigung erfahren, wenn ich mein Diabetes verheimlicht habe. Dann war ich so wie alle anderen.“
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„Ich habe Gleichberechtigung erfahren, wenn ich mein Diabetes verheimlicht habe. Dann war ich so wie alle anderen.“
Natalie ist Mama und ihre Familie ist ihr sehr wichtig. Sie hielt sich lange für krank und schwach. Aber eigentlich ist sie Optimistin und Kämpferin.
Als Jugendliche hat sie sich für ihren Diabetes (Typ I) geschämt und nicht mal ihrem Freund davon erzählt. Sie hatte Angst, dass er sie verlassen würde. Hat er nicht. Viele Menschen wollen direkt helfen, wenn man von einer chronischen Erkrankung erzählt. Aber Natalie braucht keine Hilfe. Sie ist lieber diejenige, die anderen hilft. Das führte dazu, dass sie ihre Erkrankung immer wieder verheimlicht hat. Aber der Diabetes ist ein Teil von ihr. Sie hat also einen Teil ihrer Persönlichkeit versteckt. Und wenn das Wort „Diabetes“ dann doch im Raum schwebt und man nicht offen darüber spricht, wird die Erkrankung verharmlost. Es heißt: „Du kannst ja alles essen, du musst dich nur spritzen“. Viele wissen nicht, dass sie 24 Stunden am Tag auf die Reaktion ihres Körpers achten muss. Gerade beim Sport oder in der Freizeit treibt zu viel Adrenalin den Zucker nach oben. Die genaue Insulindosierung bleibt eine Herausforderung.
Aber obwohl Natalie angeblich nichts hat, wird ihr weniger zugetraut. In der Altenpflege hat man Natalie nicht zugetraut, dass sie dort arbeiten kann. Sie hat sich ein Attest vom Arzt besorgt. Sie musste nachweisen, dass sie körperlich und mental in der Lage ist, den Job auszuführen. Natürlich darf man den Job nicht unterschätzen, aber man darf auch Natalie nicht unterschätzen. Sie weiß am besten, was sie kann und schafft. Ihr wurde mal davon abgeraten, den Behindertenausweis zu beantragen. Die Beschäftigungsquote von 10 % Menschen mit Behinderungen in größeren Unternehmen würde ihr da nicht helfen. Im Gegenteil.
Seit sie ihre Insulinpumpe hat, berichtet Natalie nun offen auf Instagram von ihrem Leben mit Diabetes und ihrer Depression. Sie freut sich über die tollen Rückmeldungen von anderen Menschen mit Diabetes, deren Familienangehörigen und Freund*innen und von allen anderen.
Natalie ist Altenpflegerin und Sozialarbeiterin. Sie hat einen kleinen Sohn und lebt mit ihrer Familie auf dem Land.
„Ich habe mir lange eingeredet, dass ich keine Gesundheit habe, weil ich eine chronische Erkrankung habe. Aber ich habe sehr wohl eine Gesundheit und mache viel für sie.“