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Profil von Michael

Alle Beschreibungen zu Michael liegen auch als Audiodeskription vor. Diese Audiodeskription kannst du hier anhören.

Ein Mann mit Schal und rotem Shirt schaut verschmitzt. Ein Auge ist zu. Auf seinem Schild steht: Michael, Kämpfer, Partner, Job-Ausprobierer, Stolzer Pfleger, Kummerkasten

Michael sagt:

“Wenn mich jemand nicht für voll nimmt, stehe ich auch mal wortlos auf und gehe.“

Über Michael

Michael nennt sich auch Micha. Aber wer ist Micha? Das fragt er sich manchmal auch. Micha ist geduldig, kann gut zuhören und ist ein sozialer Mensch.

Ihm ist es wichtig, dass Menschen mit Behinderungen akzeptiert und anerkannt werden. Vor allem in der Arbeitswelt. Für Micha war die Wahl des Berufes nicht einfach. Noch schwieriger war es, einen Job zu bekommen. Einmal hatte er sich als Telefonist beworben. Er wurde zum Gespräch eingeladen. Er ging die Treppe hoch. Die Tür ging auf. Ein Mann kam raus. Er sagte: „Behinderte stellen wir nicht ein!“. Er machte die Tür wieder zu. Vor Michas Nase. Micha ist echt keine Heulsuse. Aber da hatte er einen Kloß im Hals. Er ist in der Arbeitswelt sehr oft auf Vorurteile gestoßen. So nach dem Motto: Dem fehlt ein Auge, dann ist der automatisch bekloppt. Immer wieder aufs Neue muss Micha dann beweisen, dass er eigentlich doch was draufhat. Oder ihn starren Menschen an. Lieber wäre ihm, wenn sie einfach mal offen nachfragen: „Entschuldigung, was haben Sie denn gemacht mit dem Auge?“.

Michael ist mit 2,5 Jahren unter den Traktor-Anhänger von seinem Opa gekommen. Er lag dann für einige Zeit im Koma. Seitdem ist sein rechtes Auge gelähmt. Auf seinem rechten Ohr ist er taub. In der linken Hand hat er keine Feinmotorik. Er hat sich darauf eingestellt. Uhrmacher wollte er zum Glück nicht werden. Er arbeitet als Betreuungskraft für Senior*innen und ihre Familien. Er sagt seinen Leuten offen, dass Tätigkeiten im Haushalt bei ihm ein bisschen anders aussehen. Da er nur ein Auge zum Sehen hat, fehlt ihm die Tiefenwahrnehmung. Da macht 3D-Kino keinen Sinn.

Michael gibt zusammen mit seinem Partner Jean-Marc Seminare für Menschen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr machen. Abgesehen davon machen sie zusammen Inklu-Comedy. Zum Beispiel unter dem Titel „One Eye on Tourette“. Ebenfalls gemeinsam trotzen sie den bohrenden Blicken mancher Mitmenschen.

Ein großer Mann mit Brille und Schal lacht mit geschlossenen Augen authentisch.

„Inklusion ist in unserer Gesellschaft oft Schein-Inklusion. Schaut man genauer hin, ist vieles längst nicht inklusiv. Ich wünsche mir gleiches Recht für alle. Menschen mit Behinderungen, die in Werkstätten arbeiten, sollten mehr als 1,50 Euro pro Stunde erhalten.“