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Profil von Jürgen

Alle Beschreibungen zu Jürgen liegen auch als Audiodeskription vor. Diese Audiodeskription kannst du hier anhören.

Ein Mann mit dunklem Pullover lächelt und sitzt auf einem Stuhl. Auf seinem Schild steht: Jürgen, Bundesbehindertenbeauftragter, Familienmensch, Jazzmusiker und Literaturliebhaber, Pfadfinder, Freund

Jürgen sagt:

“Ich stelle mich Vorurteilen und Vorbehalten. Es ist nicht schön, wenn man bewusst links liegen gelassen wird. Auch wenn ich es nicht sehe, merke ich es.“

Über Jürgen

Jürgen ist ein interessierter Mensch. Ihm sind Freundschaften, seine Familie und seine Arbeit wichtig. Die Erfahrung, an verschiedenen Orten gelebt zu haben, und sein musikalisches Gehör machen ihn aus.

Jürgen lebt mit einer Sehbehinderung. Er hat einen Sehrest von 1-2 % und ist somit rechtlich blind. Seine Sehbehinderung hat Auswirkungen auf das Begrüßen anderer Menschen: Blickkontakt ist nicht möglich. Das irritiert viele Menschen erst einmal. Manchmal spricht er auch die falschen Personen an, was auch mal lustig wird. Er ist oft mit Assistenz, der Familie oder auch mal allein unterwegs. Gerne würde er sich noch selbstständiger bewegen können, Stangen oder Treppen sind allerdings ernste Unfallquellen. Auch im Internet stößt er auf Barrieren: Viele Webseiten sind nicht barrierefrei. Im Alltag entdeckt er aber vor allem Barrieren in den Köpfen: Vielen Ärzt*innen ist scheinbar nicht klar, dass Behinderung nicht nur ein medizinisches, sondern auch ein soziales Thema ist. In der sogenannten Regelschule hatte er viele Freund*innen, er wurde nie gehänselt. Es waren die Lehrkräfte, die manchmal überfordert waren mit seiner Sehbehinderung. Viele Arbeitgeber*innen konnten sich nicht vorstellen, wie er arbeitet. Obwohl er keine schlechten Noten hatte, fand er nach seinem zweiten Staatsexamen als Jurist lange keinen Job. Das frustriert. Das muss man aushalten.

Menschen mit Behinderungen werden eher als Menschen mit Defiziten angesehen. Der Fokus liegt darauf, was nicht funktioniert. Es geht aber nicht darum, etwas zu „heilen“. Es geht darum, Ressourcen zu erkennen und zu nutzen. Es braucht also einen Perspektivwechsel. Jürgen wurde über die Jahre widerstandsfähiger. Er lebt in einer Familie, die ihn stärkt.

Jürgen ist seit 2018 der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen. Er spielt gerne Klavier. Er besuchte eine Grundschule für sehbehinderte Kinder und ging dann auf eine Regelschule.

 

Ein Mann mit dunklem Hemd und Pullover schaut schmunzelnd in die Ferne.

„Bei Teilhabe und Inklusion geht es nicht um Almosen und Nettigkeiten. Es geht um etwas Ur-Demokratisches. Die Teilhabe von Menschen in ihrer Vielfalt wird unsere Gesellschaft nach vorne bringen. Und Barrierefreiheit wird unser Land moderner machen.“