Gülay sagt:
„Auch mit einer starken körperlichen Behinderung bin ich ein glücklicher Mensch. Ich habe keinen Verlust, keine Traurigkeit, keine Gebundenheit.“
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„Auch mit einer starken körperlichen Behinderung bin ich ein glücklicher Mensch. Ich habe keinen Verlust, keine Traurigkeit, keine Gebundenheit.“
Gülay ist ein positiver und empathischer Mensch. Sie genießt es, Torten zu essen. Sie ist auf ihren beruflichen Erfolg stolz und setzt sich für Inklusion in der Gesellschaft ein.
Sie war bis zur 10. Klasse auf einer sogenannten Sonderschule. Aufgrund ihrer körperlichen Behinderung wurde sie als lernbehindert eingestuft. Damals hat sie wegen ihrer Spastik sehr viele Medikamente genommen. Das hat sich auf ihre Kommunikation und ihr Gehirn ausgewirkt. Sie wurde auch abhängig von den Medikamenten. In den Sommerferien gab es einen kalten Entzug. Später kam sie auf eine Haupt- und dann auf eine Realschule. Jetzt ist sie Diplom-Psychologin und leitet eine Beratungsstelle.
24h am Tag wird Gülay von einer Assistenz begleitet. Die Assistenz ist folglich überall mit dabei - in politischen Gremien und bei Dates. Das ist für viele Menschen ungewohnt. Da muss man sich erstmal locker machen. Wenn Gülay unterwegs ist und andere Menschen etwas fragt, passiert oft Folgendes: Sie wird nicht angeschaut und die Antwort wird an ihre Assistenz gerichtet. Als Psychologin hat sie früher Achtsamkeits-Gruppen geleitet. Viele Patient*innen haben ihr das erst nicht zugetraut. Sie musste sich immer wieder beweisen.
Sie hat eine Körperbehinderung und eine Migrationsgeschichte und ist eine Frau. Sie muss sich also extrem beweisen. Oft wird aber auch nur der Rollstuhl gesehen und der ausländische Name gelesen. Häufig fühlt sie sich nicht als Frau gesehen. Ihre Weiblichkeit wird ihr aberkannt. Ihre Freundin sagte mal: „Du wirst wahrgenommen wie ein Mensch ohne Gebärmutter.“ Manchmal wird sie aber auch auf ein Podest gestellt. Es erscheint vielen Menschen so besonders, dass sie studiert hat. Das findet Gülay besonders schlimm. Neben den Barrieren im Kopf stößt sie aber natürlich auch noch auf bauliche Barrieren. Und versteckte barrierefreie Zugänge.
Gülay hat 10 Jahre lang in einer Psychiatrie gearbeitet. Die Zeit für Patient*innen wurde im Laufe der Zeit immer kürzer und die Papierberge immer höher. Sie hat ihren Job gewechselt und leitet nun eine Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB). Zudem ist sie politisch aktiv.
„Ich hoffe, dass ich das noch miterlebe: Die Politik agiert inklusiv. Auch höhere Politiker*innen haben eine sichtbare Behinderung.“