Fadma sagt:
“Für meine Behinderung kann ich nichts. Aber ich muss dafür kämpfen, Anerkennung zu kriegen?!“
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“Für meine Behinderung kann ich nichts. Aber ich muss dafür kämpfen, Anerkennung zu kriegen?!“
Fadma ist offen, direkt und gradlinig. Gerechtigkeit und Harmonie sind ihr wichtig. Sie akzeptiert Dinge, gibt aber nicht auf. Sie ist alleinerziehende Mutter und sensibilisiert in den Sozialen Medien für Endometriose.
Endometriose ist eine chronische Erkrankung und betrifft zunächst den weiblichen Unterleib. Gewebe, das so ähnlich ist wie Gebärmutter-Schleimhaut, wächst außerhalb der Gebärmutter. Fadmas Endometriose nimmt viel Raum in ihrem Leben ein. Auch ihre Ehe hat unter der Erkrankung gelitten. Sport konnte sie lange nicht machen. Sie arbeitet und erlebt ihre Freizeit nun auch mit Schmerzen. Da muss sie durch. Sie lebt mit der Angst, bei jedem Schmerz ins Krankenhaus zu müssen. Ärzt*innen und Krankenhäuser haben deutliche Spuren in ihrer Psyche hinterlassen. Fadma war sehr oft im Krankenhaus, hat an die 30 Operationen hinter sich. Ihr wurden fast alle weiblichen Organe entnommen. Und ein Stück vom Darm. Ihre Endometriose-Geschichte ist heftiger als bei den meisten Betroffenen. Sie hat eine seltene und extreme Form. Ihre Diagnose kam viel zu spät, erst mit Mitte 30 und damit 20 Jahre nach dem Beginn ihrer Schmerzen. Es hieß erst: „Die weiblichen Organe sind noch nicht vollständig entwickelt“. Dann: „Typisch Frau“. Dann: „Typisch südländische Frau, so empfindlich“. Erst nach einem Unfall kam es raus. Es hätte aber spätestens bei ihrer Schwangerschaft klar sein müssen. 10 Jahre hat es gedauert, bis sie schwanger war. Ihre Tochter war eine Frühgeburt.
„Stell dich nicht so an. Welche Behinderung hast du? Man sieht ja gar nichts, du bist doch jung!“, hört sie immer wieder von Mitmenschen, die sie flüchtig kennenlernt. Wenn sie sagt, dass sie etwas Schweres nicht heben kann, heißt es oft: „Ach, hast du wieder mal deine Periode?“. Nein, hat sie nicht. Sie muss sich dann immer erklären und verteidigen. Aber Erklären ist auch wichtig: Sie will für die nächsten jungen Mädchen kämpfen. Sie fühlt sich verpflichtet. Sie wäre froh gewesen, wenn ihr damals wer gesagt hätte, dass sie Endometriose haben könnte. Ihre Familie gibt ihr Rückhalt. Sie sind froh, dass sie nach so kurzer Zeit schon wieder Vollzeit arbeiten kann.
Fadma arbeitet in einem Landratsamt. Ehrenamtlich engagiert sie sich beim WEISSER RING e.V., der sich für Kriminalitäts-Opfer einsetzt.
„Solange die Weiblichkeit der Frau existiert, wird es Endometriose geben. Sie ist kein Trend, sondern war zu lange ein Tabuthema!“