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Profil von Claudia

Alle Beschreibungen zu Claudia liegen auch als Audiodeskription vor. Diese Audiodeskription kannst du hier anhören.

Eine Frau mit blondem Haar sitzt schmunzelnd in einem Rollstuhl. Mit kurzen Armen hält sie ein Schild: Claudia, Begleiterin, Motivatorin, Unterstützerin, Grantige Kämpferin, freundliche Menschenfreundin

Claudia sagt:

„Behinderung bedeutet auch, Grenzen auszutesten und tatsächliche Grenzen dann zu akzeptieren.“

Über Claudia

Claudia ist ein neugieriger, wissbegieriger Mensch. Sie ist wachsam, kritisch und kämpferisch. Außerdem ist sie Menschen liebend. Empathisch. Ihr sind Fairness, Respekt, Achtung und Wahrnehmung wichtig. Toleranz.

Wenn Claudia Schuhe kaufen geht, stellt sie sich auch folgende Fragen: Was könnte weh tun? Wie lange kann sie damit stehen? Die letzte Frage ist mittlerweile nicht mehr so wichtig. Claudia bewegt sich nämlich seit ein paar Jahren im Rollstuhl vorwärts. Sie ist Contergangeschädigte. Und zwar auf verschiedenen Ebenen. Ihren Alltag organisiert sie mit Assistent*innen. Sie muss pragmatisch sein und vorausschauend planen. Sie wusste, dass sie irgendwann nicht mehr laufen wird. Daher hat sie vieles unternommen, was mit Rollstuhl nicht funktionieren würde: Tauchen, am Meer abseilen, Fallschirm springen. Claudia hat eine Ahnung davon, wie es im Alter sein könnte. Denn so war es als Kind: Sie war nicht mobil, im Krankenhaus. Das muss im Alter anders gestaltet sein - selbstbestimmt, nicht ausgeliefert! Als Teenie hat sie gegen die Arzneimittel- Firma Grünenthal protestiert. Die Firma hat in den 1960ern das Schlafmittel Contergan verkauft. Claudia hat die Folgen bezahlt. Ihre Mutter nahm das Mittel in der Schwangerschaft. Es gab keine Warnung und 50 Jahre keine Entschuldigung von der Firma.

Mit ihren kurzen Armen und Beinen und den blonden Haaren war Claudia für viele Männer Frischfleisch und Alien zu gleich. Die Männer fanden sie niedlich. Einmal über den Kopf streicheln. Sie glaubten, dass Claudia niemanden abkriegt. Sie waren also ein wahrer Segen: Dankbarkeit wurde erwartet. So hat Claudia lernen müssen, ihre Stacheln auszufahren.

Claudia hat viel mit psychisch erkrankten Menschen gearbeitet. Sie kamen auf Claudia zu, fühlten sich bei ihr wohl. Warum? Weil Menschen sie ansehen und denken, dass da doch was fehlt. Und den Menschen selbst auch etwas fehlte. Sie fühlten sich seelenlos. Als ihr das klar wurde, hat sich ihr Leben verändert. Zwischen Menschen muss es klicken, sagt sie.

Claudia ist Diplom-Psychologin. Sie hat lange als Angestellte gearbeitet und hat sich dann selbstständig gemacht. Zudem lebt sie in einer Ehe.

 

Eine Frau mit blondem Haar und rosa Kleid blickt selbstbewusst nach Vorne.

„Wir Contergangeschädigte sind die Erscheinung der Zeit, die Kinder der Zukunft. Wir sind ein Sinnbild des Wahnsinns, der Sucht. Der Sucht danach, alles zu erreichen, ohne Kontrolle, Sinn und Verstand.“